Heilbronn - Ganz in Schwarz mit drei Luftballons: In Trauerkleidung versammelten sich gestern rund 50 Aktive der Carneval-Gesellschaft (CGH) auf dem Heilbronner Marktplatz, um ihre Symbolfigur, den Gigger, an den Ballons in die Lüfte entschwinden zu lassen. Schluss, aus, Ende: Damit schloss der Faschingsverein am Aschermittwoch mit der fünften Jahreszeit ab.
Wie immer, so auch bei der Jubiläumskampagne tröstete die Stadtverwaltung, diesmal die Erste Bürgermeisterin Margarete Krug, die Narren mit einem Heringsessen im Ratskeller. Dafür bekam sie auch wieder den symbolischen Rathausschlüssel zurück, mit dem die Jecken 118 Tage lang die Schlüsselgewalt ausgeübt hatten. Die Bürgermeisterin schloss das Kapitel mit den Worten: "Nun ist erst mal acht Monate lang Schluss mit lustig."
"Wir sind sehr traurig", sagte CGH-Präsident Holger Göttig beim Kehraus. "Wir hatten eine erfolgreiche Saison mit zwei gut besuchten Prunksitzungen." Eine der längsten Faschingskampagnen überhaupt in der CGH-Geschichte hat allen Narren im Verein viel Kondition abverlangt, auch ihren hoheitlichen Tollitäten. Die Stimme von Prinzessin Ricarda I. vom garantierten Erfolg war doch arg lädiert − auch von einer Erkältung, nicht nur von den vielen Terminen. Darum hielt die Zofe und im wirklichen Leben Mutter der Prinzessin die Dankesrede für ihre jecke Tochter. "Die Umzüge waren spaßig", sagte sie. Und dann stimmten die Aktiven noch in ein Happy-Birthday ein. Denn Ricarada I., die dabei eine Träne verdrückte, wurde am Aschermittwoch 30 Jahre alt.
Interna Für den Faschingsprinzen Herbert II. Herr von Weinsberg kam während der Kampagne wohl ebenso einiges zusammen. Das deutete er an, als er in seiner Rede sagte: "Einiges hat uns nicht gefallen, euch auch nicht." An die Adresse der CGH richtete er die Worte: "Ihr müsst was tun." Für Prinz Herbert II. war es die letzte Saison. Er wird dem Verein nicht mehr zur Verfügung stehen. Was ihm nicht so gefallen hat? "Das sind Interna", antwortete er. Dennoch, sein Fazit lautete so: "Mir hat die Zeit als Prinz Spaß gemacht." Zum Beispiel der Kontakt zum Publikum bei den Umzügen und die vielen Autogramme, die er beim Kinderfasching geben musste. In Erinnerung blieb auch der Empfang beim Ministerpräsidenten. Herbert II. störten allerdings "diese Trinkgelage bei den Umzügen". Teilweise seien die Zuschauer betrunken am Straßenrand gestanden.
Neue Ideen Dass der Fasching sich früher oder später in Heilbronn etablieren wird, davon ist Herbert II. überzeugt. Sein Rat für die Zukunft: Die Vereine müssen sich reformieren und wie Unternehmen geführt werden. "Was wir brauchen, sind neue Ideen." Warum nicht eine reine Herren- oder Damensitzung anbieten? Noch eines gibt der Ex-Prinz den Narren mit auf den Weg: "Wir müssen den Karneval ins Volk bringen, nicht auf die Halle konzentrieren, sondern er muss auf die Straße kommen."
Zum Beginn des Kinderfaschings der Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH) um 14.11 Uhr sind mehr als 400 Verkleidete erschienen. Und das, obwohl draußen herrliches Wetter ist. Als Belohnung hat die CGH auf der Bühne schon mehrere Kartons mit Süßigkeiten für ihre Gäste vorbereitet.
Keine Scheu Die Kinder tummeln sich vor der Bühne, von Schüchternheit keine Spur. Im Gegenteil, die Kinder drängen eifrig nach oben um bei Spielen wie "Reise nach Jerusalem" oder "Sackhüpfen" mitzumachen. "Das Publikum ist total eingebunden", erklärt Bernhard Behrendals, der zusammen mit Clown Antonio durchs Programm führt. Außerdem begeistern noch zwei Tanzmariechen, die Kükengarde und die Juniorengarde die Zuschauer. Zwischendurch gibt es Unterbrechungen mit Musik.
"Dann wird natürlich getanzt − oder vielleicht eher gehüpft", weiß die 70-jährige Margot Maier aus Heilbronn. Sie ist mit ihrer Enkelin Hanna und deren Freundin Jasmin hier. Die beiden Achtjährigen sammeln Konfetti vom Boden auf, nur um es danach wieder in die Luft zu werfen. Margot Maier kommt jedes Jahr. Früher war sie schon mit ihrer eigenen Tochter hier.
Das Staunen der Kinder ist groß, als um 16 Uhr das Prinzenpaar eintrifft. Eine besondere Ehre wird dem achtjährigen Schneewittchen Noemi Veniziano zu Teil. Sie bekommt vom Prinzenpaar den ersten Preis für das schönste Kostüm überreicht: Einen Teddybären, der größer ist, als sie selbst. Stolz trägt sie ihn von der Bühne.
Konfetti In Sontheim stellt die TSG Heilbronn einen Kinderfasching auf die Beine. Im Hofwiesenzentrum rennen und rutschen die Kinder über den mit Konfetti bedeckten Hallenboden. An die 300 Gäste sind gekommen. Der Erwin-Römmele-Kindergarten sorgt für das Rahmenprogramm. Die als Pippi Langstrumpf verkleidete Leiterin Iris Schell animiert auf der Bühne zum Mittanzen. Das klappt auch. Zwischendurch regnet es immer wieder Kamellen, auf die sich die fidele Narrenschar stürzt.
Biljana Popovic aus Sontheim ist mit ihren Kindern Lavinia (6) und Nicolas (3) gekommen. Sie findet die Veranstaltung toll: "Unser Kindergarten gibt sich hier wirklich sehr viel Mühe."
Heilbronner Stimme 14.02.2011
Von Franziska Feinäugle
Heilbronn - Wenn ein runder Geburtstag ausgerechnet auf einen Samstag fällt, hat das für die Feiernden praktische Vorteile. Und weil bei den Narren seit jeher die schrägen Geburtstage das sind, was für Nichtnarren die runden sind, war für die Carneval-Gesellschaft Heilbronn das Datum dieses Jahr schlicht Glück: Sie konnten ihre Jubiläumsprunksitzung exakt auf jenen 12. Februar legen, an dem 55 Jahre zuvor ihre Gründung war.
"Wir sind stolz darauf", verkündet CGH-Präsident Holger Göttig zum Auftakt des Abends im Sontheimer Hofwiesenzentrum. Eines Abends, der ganz bewusst auf Nostalgie setzt. Zur Feier des Jubiläums (siehe Hintergrund) ist Norbert Selz, vor 40 Jahren als erster singender Faschingsprinz zum ersten Mal auf der Bühne der CGH, für eine Gesangseinlage engagiert worden, und die Batschweiber Marie und Sofie melden sich aus dem karnevalistischen Ruhestand zurück.
Kombag "Die CGH wird doch jetzt 55 Jahre alt − da machen wir ein Kombag", bekräftigt Marie alias Elisabeth Gerig, "ein Kombag, wie der Michael Schumacher beim Autorennen." Sofie (Ilse Hötzer) begreift, dass es sich um ein Comeback handelt, und die mehreren hundert Karnevalisten hören vergnügt zu.
Manche Geschichten, die die Carneval-Gesellschaft Heilbronn im Lauf ihrer 55 Jahre geschrieben hat, sitzen höchstpersönlich im Publikum. Zum Beispiel Berni und Jutta Behrendahls. "Diese hier", sagt Berni Behrendahls und tippt auf ein Foto in der Festschrift, das Spielmannszug und Käthchengarde im Jahr 1967 zeigt, "diese hier, das ist meine Frau."
Nur dass sie damals natürlich noch nicht seine Frau war. "Ich war Kellner in der Harmonie beim Frieder Weber, und sie war in der Garde", erinnert sich der 64-jährige Heilbronner. Durch sie kam er zum Fasching, und nun sind sie seit mehr als 40 Jahren verheiratet und immer noch dabei, Jutta Behrendahls im Komitee und er im Elferrat.
Und das ist noch nicht das Ende dieser Geschichte: Ihre Tochter Tanja, geboren 1972, kam zum frühestmöglichen Zeitpunkt "gleich in die Kükengarde und machte alle Garden durch, bis zur Prinzessin", erzählt der stolze Vater. Als Tanja I. vom Bärental regierte sie 1993.
Jubel Die Jubiläumskampagne läuft unter der Regentschaft des Prinzen Herbert II. von Weinsberg und der Prinzessin Ricarda I. vom garantierten Erfolg.
Zu den am lautesten umjubelten Auftritten des Geburtstagsabends zählt der Gastauftritt junger Fahnenschwinger aus Bietigheim, der Wobachspatzen. Wie Flammen wirbeln die Fahnen in der Schwarzlichtnummer zu dramatischer Musik über die Bühne. Von den jungen Leuten, die so kunstvoll mit ihnen umgehen, sieht man nur die weißbehandschuhten Hände.
Fahnenschwingen "ist eine Sportart, aber wenig bekannt", erzählt Trainer Günter Füller hinter den Kulissen. Einmal in der Woche trainieren Viki, Svenja, Anika (alle 14), Sarah (12), Selina (15), Lars (16) und Jochen (28) miteinander, sogar zwei Siebenjährige gehören zum Trupp. Wer sie am Samstag verpasst hat, kann sie am 19. Febuar in der Neckargartacher Neckarhalle erleben.
"Trolli Helau" - Die Carneval Gesellschaft Heilbronn (CGH) wird fünf mal elf Jahre alt. Das 55. Jubiläum wird am Samstag, 12. Februar, um 19.31 Uhr, im Hofwiesenzentrum Sontheim gefeiert. NECKAR EXPRESS verlost,für diese Veranstaltung exklusiv 3 x 2 Eintrittskarten. Die Plätze werden den Gewinnern zugewiesen, eine 50 Cent/Anruf aus dem dt. Pestnetz. mabl) abweichend Kostümierung ist nicht zwingend. erforderlich. Zur Jubiläumsprunksitzung versprechen die Narren ein buntes Programm aus Tanzgardan. Büttenrednern und dem legendären Männerballett. Natürlich gibt es auch ein waschechtes Prinzenpaar zu bewundern. Die Besucher erleben einen mehrstündigen Streifzug durch 55 Jahre Karnevalsgeschichte. So wurden zum Beispiel die Kultfiguren Marie & Sophie aus dem Ruhestand zurückgeholt. Bei den Batschweibern und ihren Ansichten zur aktuellen Kommunalpolitik bleibt garantiert kein Auge trocken. Auch viele neue Programmpunkte stehen auf dem Programm. Unter anderem feiert das "Trolli Quintett" um CGH-Präsident Holger Göttig auf der Prunksitzung Premiere.
Auf Einladung der Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH) trafen sich zum 46. Mal Prinzenpaare und Symbolfiguren der Unterländer Karnevalsvereine zu einem geselligen Stelldichein. „Das Treffen ist eine gute Möglichkeit sich in der stressigen Kampagne gegenseitig kennenzulernen“, so CGH-Präsident Holger Göttig. Dabei seien schon viele Freundschaften auch über die Karnevalszeit hinaus entstanden. Man tauscht Kärtchen aus, trägt sich in Erinnerungsalben ein und plauscht über bevorstehende Termine. Die Hoheiten tragen klangvolle Namen wie Andreas II. vom großen Anker und Heike I. von bella Finestra (Talheimer Carnevalsverein), Prinz Hendrik I. von den splitternden Scheiben und Prinzessin Birgit III. Freiherrin über das Volksersparte (Binswanger Boschurle) oder Tami I. von der coolen Box und Daniel II. von Daten und Kabel (Ittlinger Käfer). Ein besonderes Anliegen hatte das Heilbronner Prinzenpaar Herbert I. und Ricarda II. an die über 100 Anwesenden im Haus des Handwerks als sie mit Spendenbüchsen vor das Mikrofon traten. „Wir wollen unsere Kampagne einem sozialen Zweck widmen und Geld für Kinder und ein Sterbehospitz sammeln“, erklären sie. Am Aschermittwoch soll die Spende dann einer Organisation übergeben werden.
Von Thorsten Schmidt
Heilbronn – Da es in der Käthchenstadt ziemlich lange schlecht um den Karneval bestellt war, haben sich ein paar Stammtischbrüder im Jahr 1955 gefragt: „Warum gründen wir nicht einen Faschingsclub?“. Angetrieben wurde die gesellige Runde seinerzeit durch die TV-Prunksitzung im ZDF „Mainz wie es singt und lacht“. Noch bevor man selbst nach Mainz reiste um sich ein Bild vom närrischen Treiben zu machen, schworen sich der Stammtisch: „Das können wir auch“. Am 11.11. um 23.11 Uhr standen Name und Schlachtruf fest Gleich in der selben Nacht brüteten die Gründungsmitglieder Herbert Becker, Oskar Dörr und Fritz Wilde das Konzept aus. Am 11.11.1955 traf sich das Trio erneut und es wurde beschlossen: „Wir gründen einen Verein“. Der Legende nach soll um Punkt 23.11 Uhr auch schon Name und Schlachtruf festgestanden haben. Karneval-Gesellschaft Heilbronn 1956 (spätere Schreibweise Carneval-Gesellschaft Heilbronn CGH) und „Trolli Helau“ sollten ab sofort für den Heilbronner Karnevalstehen. Am 12. Februar 1956 fand in einer Gaststätte in Sontheim die Gründungsversammlung statt. Zum 1. Vorsitzenden wurde Herbert Becker gewählt, 2. Vorsitzender wurde Oskar Dörr. Sitzungspräsident während den Prunksitzungen wurde Fritz Wilde. Elferräte, Komitee, Garden und sogar einen eigenen Fanfarenzug waren schnell auf die Beine gestellt. Ab Februar 1957 nahm der junge Karnevalverein richtig Fahrt auf. Das erste Prinzenpaar der CGH wurde im Heilbronner Insel Hotel inthronisiert: Prinz Willi I. von Capitolien und ihre Lieblichkeit Lieselotte I. von Dörrhöven. Der dienstälteste Elferrat Walter Weinhöpl war 1967 selbst Prinz und erinnert sich: „Die damaligen U.S. Streitkräfte haben auch ein Prinzenpaar gestellt. Das kam bei der Bevölkerung sehr gut an.“ Viele Offiziere und deren Angehörige nahmen an den Prunksitzungen gerne teil. In den 1960er Jahren stand der Karneval in Heilbronn in seiner Blütezeit. Mit Sonderzügen sei das närrische Publikum in die Käthchenstadt gereist um an den legendären Prunksitzungen in der Harmonie teilnehmen zu können. Das Jahr 1991 bezeichnet Weinhöpl als „schwarzes Jahr“ für den Unterländer Fasching. Der beginnende Golfkrieg kurz vor der Karnevalszeit bedeutete für die Narren Schluss mit lustig. „Wir haben lange hin und her gerungen und schließlich alle Veranstaltungen abgesagt“, berichtet Weinhöpl. Zu groß war die Angst, ein Proteststurm der Bürger würde sich während der Prunksitzung vor der Harmonie versammeln. Das frisch inthronisierte Prinzenpaar war gerade einmal drei Tage im Amt, da war auch schon alles wieder vorbei. Ein großes Comeback feierte die CGH in den Jahren 2005/2007 mit den großen Faschingsumzügen durch die Innenstadt. So etwas hatten die Heilbronner schon lange nicht mehr erlebt. Möglich wurde dieses Spektakel nur durch den unermüdlichen Einsatz des damaligen Präsidenten Bernhard Kilgus. „Heute ist so ein Unterfangen schlicht nicht mehr zu bezahlen“, meint Weinhöpl. Terminlich könne der Umzug nur an einem Samstag stattfinden und da sei es schwierig bei laufendem Einkaufsbetrieb die Innenstadt abzusperren. Im 55. Jahr in „ruhigem Fahrwasser“ Seit rund zwei Jahren hat Holger Göttig als Präsident die Verantwortung für rund 180 Mitglieder. Seit dem befindet sich der Verein „in ruhigem Fahrwasser“, wie Göttig bestätigt. Zum Jubiläum verspricht er eine Prunksitzung mit vielen Klassikern und viel neuem. Unter anderem wurden zum 55. Vereinsjubiläum die Batschweiber Marie & Sophie geholt, die eigentlich seit ein paar Jahren im Ruhestand sind. „Das wir heute unser 55. Jubiläum feiern dürfen ist etwas ganz besonders. Das können nicht viele Vereine“, meint Göttig. Carneval-Gesellschaft Heilbronn feiert 55. Jubiläum – TV-Prunksitzung gab 1955 den Anstoß zur Gründung Das Fernsehen war Vorbild für den Narrenverein • 12. Februar, 19.31 Uhr
Jubiläumsprunksitzung Sontheim
• 19. Februar, 20.01 Uhr
Jubiläumsprunksitzung Neckargartach
• 8. März, 14.01 Uhr
Kinderfasching Harmonie Heilbronn
Eintrittskarten bei der CGH-Geschäfts-
stelle unter Telefon 07131/3905591 oder
Abendkasse.
HEILBRONN Prinzenpaartreffen im Haus des Handwerks
Einmal Prinz sein im Karneval, das ist toll!" Lautstark stimmen die Karnevalisten ein, haken sich unter und schunkeln im Takt Der Unterhaltungsmusiker Erich Hüttner heizt der hohen und edlen Faschingsgesellschaft am Keyboard richtig ein.
Im Meistersaal des Heilbronner Haus des Handwerks haben sich Prinzen und Prinzessinnen, Männer in Uniform oder mit Pfauenfederhüten auf dem Kopf und allerlei seltsam anmutende und geschminkte Gestalten versammelt. Sie genießen ausgelassen die Narrenzeit, denn erst am Aschermittwoch, also am 9. März, ist alles vorbei. Zum 47. Mal hat die Carneval-Gesellschaft Heilbronn
(CGH) die Aktiven von 16 Karnevalsgesellschaften und Faschingsvereinen aus dem Stadt- und Landkreis Heilbronn zum lockeren Erfahrungsaustausch geladen. '
Ausgelassen Während der kleine und der große Brüggehossler, die Symbolfiguren des Obergimpener Carneval-Vereins d'Brüggehossler, (OCV) krank das Bett hüten müssen, genießen Tami I, von der Coolen Box und Daniel 11, von Daten und Kabel die närrische Gemeinschaft in vollen Zügen: "Meine Freundin ist schon seit über 15 Jahren dabei, sie hat mich mit dem Faschingsfieber angesteckt", gesteht der junge Prinz lachend. Der Austausch von Erfahrungen, feiern, alte Bekannte treffen und sich gegenseitig in das Poesiealbum
schreiben, dafür ist der Abend da:"Im gegenseitigen Kennenlernenliegt der Sinn der Veranstaltung", sagt Holger Göttig, Präsident der CGH. So gut wie jedes Wochenende ist ein Prinzenpaar unterwegs und lässt sich die Regentschaft einiges kosten: "Die Kleider, Anzüge und Anstecker, das alles bezahlt ein Paar selber, erklärt Berni Behrendals von der CGH und prostet den Nachbarn zu: mit freundlicher Unterstützung von Dinkelacker und der Heilbrenner WG. "Ich freue mich das ganze Jahr auf diesen Abend", ruft Alexander Bergtold vom Carnevalclub Massenbachhausen glücklich. " Ich bin schon seit 14 Jahren dabei, Fasching macht einfach Spaß", ergänzt Tischnachbarin Manuela Friedrich von der CGH.
Von Kilian Krauth
Heilbronn - Anno 1993 wollte man eigentlich "555 Jahre Fasching in Heilbronn" feiern − bis sich zeigte, dass die angebliche Geburtsurkunde gefälscht war. Jetzt stellt die Carneval-Gesellschaft Heilbronn ihre Kampagne unter das Motto "55 Jahre CGH". Ganz schön mutig. Lassen die Narren Fünfe grad sein? Wollen sie uns schon wieder an der Nase herumführen? Der dienstälteste Elferrat, Walter Weinhöpl (68), steckt solchen Spott locker weg − und zaubert aus seinem Archiv mit 25 Leitz-Ordnern das mit Schreibmaschine getippte Gründungsprotokoll hervor. Es trägt das Datum 12. Februar 1956. Zehn Heilbronner und drei Böckinger hoben den Vereins damals im Lokal Staufenberg aus der Taufe. Sie wählten auch gleich eine Führungsmannschaft, mit fünf Köpfen: Herbert Becker, Oskar Dörr, Hans Böhringer, Albert Müller und Fritz Wilde.
Traumstart Allen Unkenrufen zum Trotz kamen die gut organisierten Narren in der evangelisch geprägten Faschingsdiaspora zunächst gut an. Die ersten Lumpenbälle im Haus des Handwerks und in der Harmonie waren laut Weinhöpl "hoffnungsvoll überfüllt". Auch der Kinderfasching platzte aus allen Nähten. Die Schunkelrunden führten bald über eine "Soziale Woche" durch Kindergärten und Altenheime.
Prompt gab der Landesverband Württembergischer Karnevalsvereine (LWK) 1960 der Käthchenstadt die Ehre und richtete hier seine zentrale Prunksitzung aus. Auf dem Höhepunkt der Erfolgswelle führte 1961 ein großer Umzug durch die City, zwei CGH-ler wurden 1962 in den LWK-Vorstand berufen und 1963 kamen am Bahnhof zwei überregionale Sonderzüge voller Narren an. Der vom badischen Gründungsmitglied Emilio Biundo komponierte Gassenhauer "In Heilbronn muss man sein, wenn der Wein blüht" war in aller Munde.
Als man 1966 mit dem DRK den Polkafasching installierte, schien der Scheitelpunkt überschritten. Weinhöpl führt den Besucherschwund auf die Wirtschaftsdelle Anfang der 70er und auf die aufkommende Konkurrenz aus dem Umland zurück. Wehmütig blickt er nach Bad Wimpfen, wo ausgerechnet ein Neckargartacher, Gunther Werner, zum Zugpferd mutierte.
Stargäste Doch die CGH ließ nicht locker. Weinhöpl selbst fungierte 1967 als Prinz, seine später mit der Goldenen Münze der Stadt und als Sportpionierin geehrte Prinzessin und Ehefrau Marlies legte den Grundstein für die Kükengarde.
Mit einer Wegezoll-Aktion anlässlich der Eingemeindung Klingenbergs oder mit Marie und Sofie, den legendären Batschweibern, meldet man sich auch kommunalpolitisch zu Wort. Ein Partnerpaar der US-Army und Prinzessin Madeleine I. de Beziers zeugten ebenso vom Blick über den Tellerrand wie prominente Sitzungsgäste: von Kurt Edelhagens Tanzorchester über die Jacob Sisters bis hin zu Roberto Blanco, dessen Tochter später gegen die CGH vor Gericht zog, weil man 1991 wegen des Golfkriegs die Sitzung abblies. Für Aufsehen sorgte die CGH zuletzt 2005 und 2007, als der umtriebige Präsident Bernhard Kilgus zwei erfolgreiche Umzüge durch die City auf die Beine stellte − allen Unkenrufen zum Trotz.
Von Maria Sanders
Heilbronn - "Die Leidenschaft für die Narrenzeit muss mir mein Vater vererbt haben", sagt der neue Prinz der Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH), "Herbert II., Herr von Weinsberg". Der Prinz und seine Prinzessin "Ricarda I. vom garantierten Erfolg", haben ihr Amt als neues Prinzenpaar im November für ein Jahr übernommen. Darauf wurde nun angestoßen. Heilbronns Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach empfing das Paar in seinem Amtszimmer im Rathaus und bekam als kleines Dankeschön vom Prinzenpaar zwei Orden überreicht.
Adel Mit bürgerlichem Namen heißt Prinz "Herbert II., Herr von Weinsberg" eigentlich Herbert Blumberg. Der 40-Jährige ist gebürtiger Rheinländer und hat die Begeisterung für den Karneval praktisch in die Wiege gelegt bekommen. Seit über 20 Jahren interessiert er sich schon für das Mittelalter und kam dadurch über Bekannte zum Karneval. "Sie brauchten damals einen Sänger", sagt der Prinz, der vor Jahren auch als Alleinunterhalter arbeitete. Heute singt er nicht mehr, sondern hält Büttenreden. "Mein Vater war auch einer."
Prinzessin "Ricarda I. vom garantierten Erfolg" alias Ricarda Zartmann ist noch nicht lange Mitglied der Karnevalisten. "Herbert hat mich dazu gebracht", sagt sie. An einem Rosenmontag vor zwei Jahren haben sie entschieden, sich als Prinzenpaar zu bewerben. "Wir freuen uns riesig, dass es geklappt hat", sagt die 29-jährige Prinzessin aus Erlenbach.
Im normalen Leben sind beide gut miteinander befreundet. Der Prinz ist als Krankenpfleger im Klinikum am Weissenhof in Weinsberg beschäftigt und Prinzessin Ricarda arbeitet selbstständig als Verkaufstrainerin und Managementcoach.
Mit ihrer Position gehen sie verantwortungsbewusst um. "Wir sind nicht nur Repräsentanten des Vereins", sagt Prinz "Herbert II., Herr von Weinsberg", sondern "auch Sprachrohr vieler Menschen". Auf das Paar warten jetzt verschiedene Veranstaltungen: Prunksitzungen, Prinzenpaartreffen, Narrengottesdienst und Umzüge. Der 12. Februar 2011 ist dabei ein besonders wichtiger Tag, da es der 55. Geburtstag der Heilbronner Narren ist.
Pläne Das Prinzenpaar hat viel vor: Insbesondere der soziale Bereich liegt ihm am Herzen. Während ihrer Amtszeit wollen sich beide für drei Projekte entscheiden und diese unterstützen. "Natürlich möchten wir Spaß haben und gute Laune verbreiten", sagt die Prinzessin, "aber wir möchten auch unsere Stellung nutzen, um etwas zu bewegen und Gutes zu tun".
Von Thorsten Schmidt
Heilbronn – „Schaffen wir das?“ – Diese Frage wurde am Ordensabend der Carnevalsgesell- schaft Heilbronn (CGH) oft gestellt. Im Sontheimer Hofwie- senzentrum wurde am Samstag das neue Prinzenpaar inthronisiert. Ausgerechnet vor dem Totensonn- tag. Bis Mitternacht musste also das prall gefühlte Programm her- untergespult werden. Vielleicht wurde auch deshalb der Einmarsch aller Aktiven und den Hoheiten kurzerhand um zehn Minuten vor- verlegt. Überpünktlich erhob sich das närrische Publikum von den Sitzen als Prinz Herbert II. Herr von Weinsberg und seine Prinzes- sin Ricarda I. vom garantierten Erfolg, flankiert von Prinzengarde und CGH-Präsidium, die Bühne betraten.
„Keine großen Sprüche“, ver- kündete Präsident Holger Göttig, bezugnehmend auf den neuen Sai-
sonorden: „55 Jahre CGH“ – mehr nicht. Kein Reim, keine Floskeln, keine Anspielungen. „Dieses Mot- to sagt schon alles!“, ruft er in die Menge. Ein Jubiläum das nicht viele Vereine feiern dürfen. Aus- giebig zelebrieren wol-
len die Narren ihren Geburtstag allerdings erst zur nächsten Prunk- sitzung (siehe Terminka- sten). Denn dies war der Abend des neuen Prin- zenpaares. Und die hat- ten schließlich alle Hän- de voll zu tun, den gela- denen Gästen die Orden umzuhängen. Zwi- schendurch wirbelten Tanzmariechen, Küken-
garden und Männerballett über die Bühne. Eine gelungene Premiere feierte das „Trolli-Quintett“, die einen CGH-Jubiläumssong präsen- tierten. „Ein dreiviertel Jahr haben wir in den Räumen einer Bibera- cher Fahrschule geprobt, dass sich
schon die Nachbarn beschwert haben“, lacht Göttig. Natürlich überreichte Bürgermeister Harry Mergel den Rathausschlüssel mit der Bemerkung, dass die Narren bis Aschermittwoch die Stadtkasse füllen sollen. Genug
Zeit haben sie ja, die Kampagne dauert dies- mal sehr lange, bis 9. März. Die neuen Hoheiten wollen in die- ser Zeit nicht nur Spaß und Freude verbreiten. Auch das soziale Enga- gement soll nicht zu kurz kommen. „Wir wollen Geld für hilfs- bedürftige Kinder und sozial Schwache Men-
schen sammeln“, sagen sie. „Wir repräsentieren nicht nur den Unter- länder Fasching sondern sehen uns auch als Botschafter der Stadt Heilbronn“, fügt Prinz Herbert II. hinzu. Der gebürtige Rheinländer ist in der Region kein Unbekannter.
Herbert „Hörby“ Blumberg ist Angestellter im Klinikum Weißen- hof und seit Jahren fester Bütten- redner der CGH. Die Prinzessin, Ricarda Zartmann, Verkaufstraine- rin aus Erlenbach, ist begeisterte Festlesgängerin. Vor zwei Jahren haben die Freunde den Entschluss getroffen, als Prinzenpaar die CGH durch das Jubiläumsjahr zu beglei- ten.
Termine
• Samstag, 12. Februar 2011
1. Jubiläumsprunksitzung im
Hofwiesenzentrum Sontheim
• Samstag, 19. Februar 2011
2. Jubiläumsprunksitzung, Neckarhalle in Neckargartach
• Dienstag, 8. März 2011
Kinderfasching in der Harmonie
Heilbronn
Karten für die Veranstaltungen unter Telefon 07131/3905591 oder Mail info@carneval-heilbronn.de
Von Helmut Buchholz und Ulrike Bauer-Dörr
Heilbronn - Der Böckinger Spielmanns- und Fanfarenzug legte sich mächtig ins Zeug. "Is this the way to Amarillo" schmetterte er auf dem Heilbronner Marktplatz und dann noch "Caramba, Caracho, ein Whiskey" von Heino obendrauf. Die ersten Narren waren dadurch sofort gezwungen, im Takt zu schunkeln. Die Faschingsfans konnten es gestern gar nicht erwarten, bis endlich um Punkt 11.11 Uhr der Gigger, die Symbolfigur der Carnevalgesellschaft Heilbronn (CGH), rechtzeitig zur fünften Jahreszeit erschien − diesmal auf einem Hanomag-Laster, Baujahr 1956, unter dreifach Trolli-Helau-Rufen.
Schnapszahl Die Ungeduld ist durchaus nachvollziehbar. Nicht nur, weil wie jedes Jahr für jeden Karnevalisten die Narrenkappen immer schon zu lang im Schrank auf ihren Einsatz warten müssen. Mit der Kampagne 2010/2011 feiert die CGH aber auch ein Jubiläum: 55 Jahre wird der Faschingsverein alt. Eine Schnapszahl. Darum war das Baujahr des Giggermobils mit Bedacht gewählt. Die tollen Tage versprechen also, noch toller zu werden. Darum stärkten sich die Narren schon mal vorab im Ratskeller mit Weißwürsten und Bier.
Auch im Stadtteil Kirchhausen erwachten die Narren des KCK am 11.11. zu neuem Leben. Alle Aktiven zogen am Abend Richtung Schloss und forderten mit viel Getöse und Bumbum von Bürgeramtsleiter Martin Neubauer den Schlüssel heraus. Der beugte sich dem Druck der Karnevalisten erst, als er ihnen ihn Versform vorgetragen hatte, was im Stadtteil so alles passiert war und noch ansteht. Dann übernehmen die Narren die Macht, was sie mit dem Hissen der weiß-blauen KCK-Fahne anschaulich demonstrierten. Drei gewaltige Böllerschüsse beendeten das Spektakel.
Ordensabend Beide Vereine feiern ihren Ordensabend am Samstag, 20. November, 19.30 Uhr: die CGH im Sontheimer Hofwiesenzentrum, der KCK in der Kirchhausener Deutschordenshalle. Eintritt frei.
Von Ulrike Bauer-Dörr
Heilbronn - Endlich darf man wieder Fasching machen: "Helau!" rufen und sich verkleiden, schunkeln und küssen, sportlichen Mädels in Uniform beim Tanzen zuschauen oder dem neuen Prinzenpaar huldigen. Am Samstag war es in Heilbronn wieder soweit. Acht Tage nach dem 11. 11. stand der erste Höhepunkt der Kampagne an: die Ordensfeiern mit Inthronisation der neuen Prinzenpaare. Bis spät in die Nacht erklangen die "Trolli-Helau"- und "KCK-Helau"-Rufe.
Über gut gefüllte Hallen freuten sich im Sontheimer Hofwiesenzentrum die Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH) und in der Kirchhausener Deutschordenshalle der Karnevalclub Kirchhausen (KCK). Viereinhalb Stunden lang dauerte das Programm, dann war Mitternacht und Totensonntag. Aus.
Freundschaftsbesuche
17 Delegationen befreundeter Karnevalvereine machten der CGH ihre Aufwartung. Nach Kirchhausen reisten 21 Gastgesellschaften. Klar, dass es dafür auf der Bühne einen Orden gab, aber nur vier pro
Gruppe, das ist mit Blick auf die Herstellungskosten des närrischen Schmuckstücks so ausgemacht. Auch wer im Publikum oder in den Reihen der Aktiven einschlägige Verdienste um den Karneval hat,
bekommt vom Prinzenpaar einen Orden umgehängt.
Während der CGH-Orden in diesem Jahr aus der Zahl 55 besteht (solange gibt es den Verein schon), ließen die Kirchhausener Narren auf ihrem einen zeitkritischen Satz prägen: "Wo bleiben nur die Gäste, vom Euro bleiben nur noch Reste. Griechenland macht uns malad. Doch weiter tun wir"s wie gehabt."
Prinzenpaare
Ihren ersten großen Auftritt vor Publikum hatten am Ordensabend die närrischen Hoheiten. In Kirchhausen sind es Prinz Dominik I. von Farb und Glanz und Prinzessin Nadine II. von den Annalinden,
beides Kirchhausener. Im bürgerlichen Leben heißt er Dominik Saam, ist 27 Jahre alt und zurzeit wieder in Ausbildung zum Mechatroniker. Nadine Scholz ist 23 und Bäckereifachverkäuferin. Bei der CGH
schlüpfen Ricarda Zartmann aus Erlenbach als "Ricarda I. vom garantierten Erfolg" und Herbert Blumberg aus Neckarsulm als "Herbert II. − Herr von Weinsberg" ins königliche Kostüm. Er arbeitet im
Klinikum Am Weissenhof, sie betreibt mit ihren Eltern eine Firma zur Unternehmensentwicklung.
Tanz und Gesang
Den Löwenanteil des kurzweiligen Programm bestritten am Samstag einmal mehr die Gardemädchen und die Tanzmariechen der beiden Vereine. Entzückend wie immer war die Kükengarden anzusehen. Mit
sportlich-tänzerischen Höchstleistungen begeisterten die Mädels der Junioren- und Prinzengarden das gut gelaunte Publikum. Wie kleine Stars wurden die Tanzmariechen für ihre Soloeinlagen gefeiert.
Ihre Trainerinnen sind stolz auf sie.
Die Heilbronner Karnevalisten präsentierten am Samstag eine neue Gesangsgruppe, die sich sehen und hören lassen kann. Ihren Einstand als "Trolli-Quintett" gaben Präsident Holger Göttig, die Elferrätinnen Karen und Manuela Friedrich (Mutter und Tochter) sowie Berthold Lutz und Johannes Karl. In weißem Smoking und mit weißem Zylinder stehen sie künftig für anspruchsvolles musikalisches Entertainment.