Von Julia Hoffmann
Heilbronn - Das Glockengeläut der Kilianskirche ist gerade verklungen, da ertönen am Marktplatz die Trompeten und Trommeln der Böckinger Seeräuber. Sie begrüßen die fünfte Jahreszeit. Punkt 11.11 Uhr "schwebt" am 11.11. der Gigger, das Wappentier der Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH), ein. Vorgefahren wird er auf einem Transporter - weil er seit Aschermittwoch im Sommerschlaf lag, wie CGH-Vize Oliver Schaust zu verstehen gibt. "Doch nun ist er wieder fit, gut genährt und bereit für die Narrenzeit."
"Närrisch sein und kein Verdruss in Heilbronn an unser'm Fluss." So lautet das Motto der Kampagne. Genau dies beweisen die Karnevalisten auch beim anschließenden Weißwurstessen im Ratssaal. Einst handelte es sich um eine "reine Männergesellschaft", berichtet Urgestein Berni Behrendahls. Frauen wurden bestenfalls geduldet. "Ein paar derbe Witze mussten sie schon ertragen." Heute sehen es alle nicht mehr so eng. Ob große oder kleine Narren, ob Männlein oder Weiblein: Ganze Familien sind an Bord des Narrenschiffs und werden von Präsident Holger Göttig mit einem dreifach kräftigen "Trolli, helau!" begrüßt. In den Schlachtruf stimmt auch eine Reihe von Ehrengästen ein, wie etwa Baubürgermeister Wilfried Hajek, einige Stadträte und nicht zuletzt die Batschweiber Marie und Sofie.
An Tischen und auf Bierbänken drängen sich Abordnungen von 13 Gastvereinen aus der Region: von Gundelsheim, Obergimpern und Kirchhausen über Leingarten, Bad Rappenau, Güglingen und Massenbachhausen bis hin nach Talheim, Ellhofen, Binswangen und Gerlingen. Während Uli Wachs für 33 närrische Jahre geehrt wird, gibt Herbert Blumberg die erste Büttenrede der Saison zum Besten. Und Anschließend heißt es "Ring frei" zum Witzereißen. Wer das Prinzenpaar ist? Dieses Geheimnis soll Ende November gelüftet werden.
Von Gertrud Schubert
Heilbronn - Ein dreifach kräftiges Trolli Helau! KCK Helau! Mit Beifallsstürmen und Orden überschütteten die Karnevalisten in Heilbronn und Kirchhausen am Samstag ihre Garden, Elferräte, Helfer vor und hinter den Kulissen der tollen Tage. Das neue Programm - so viel steht fest - kann sich sehen lassen.
"Ein bisschen Fröhlichkeit", Bürgermeister Wilfried Hajek gesteht es bei der feierlichen Übergabe des riesigen Schlüssels an Ihre Tollitäten, mehr Lachen und Freude dürfte "bei den ganzen Etatberatungen" schon ins Heilbronner Rathaus einziehen. So freut sich der bekennende Narr, dass wenigstens die Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH) wie alle Jahre zwischen elftem Elften und Aschermittwoch lustig ist.
Tollitäten Die Prinzenpaare haben dem närrischen Volk ihre erste Aufwartung gemacht. Inthronisation nennt sich das festliche Ereignis. Für die CGH werden dieses Jahr die Kerns aus Talheim unterwegs sein. Die beiden sind miteinander weder verwandt noch verschwägert, aber in Liebe fest verbandelt: Dennis I. von den edlen Karossen, im bürgerlichen Leben Kfz-Mechatroniker bei Assenheimer/Mulfinger und Jutta I. von den klingenden Kassen. Jutta Kern ist Einzelhandelskauffrau. In Kirchhausen amtiert ein Prinz, der den Heilbronner Karnevalisten von der letzten Kampagne gut bekannt ist: Thomas Lust. Waltete er doch seinerzeit als CGH-Präsident seines Amtes. Jetzt machte er seine Partnerin Marina Beck, die beiden wohnen in Flein, zur Prinzessin Marina I. vom Sonnenberg. Wenn ihr die Narretei Zeit lässt, arbeitet die Prinzessin im Sozialdienst der Diakonie, ihr Prinz Thomas II. von Licht und Ton geht beruflich im Talheimer Rathaus ein und aus.
Tolles Programm Die Heilbronner Garden werfen ein bezauberndes Programm auf die Bühne. 48 Mädchen und ein Junge haben ihr Programm in den Garden und als Tanzmariechen perfekt einstudiert. Ihre dritte Saison bestreiten zwei Fünfzehnjährige als Juniorentanzpaar: Pascal Ander und Anna Bindereif, er Hauptschüler und Stolz seiner Fritz-Ulrich-Schule, sie Justinus-Kerner-Gymnasiastin. "Super", lobt der neue CGH-Präsident Holger Göttig seine Karnevalisten und streut Orden, so viel er kann, unter die Leute. Sie ziert ein Narrenschiff und das Motto für die neue Saison: "Närrisch sein und kein Verdruss in Heilbronn an unserm Fluss."

Region Heilbronn - 38 Karnevalisten, darunter etliche aus dem Stadt- und Landkreis Heilbronn, wurden im Neuen Schloss in Stuttgart von Kultusminister Helmut Rau mit dem Orden Hirsch am goldenen Vlies sowie weiteren Orden ausgezeichnet. Das Vlies ist die höchste Würdigung des Verbandes Württembergischer Karnevalsvereine.
Anerkennung
Mit dem seit 1963 verliehenen Orden werden besondere Verdienste um die Karnevals- und Fasnetkultur gewürdigt. Minister Rau bezeichnete den Orden als Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement der
Karnevalisten und reimte: "Hier in Stuttgarts Neuem Schloss, will ich euch begrüßen als des Brauchtums höchster Boss. Nun zum Hirsch am goldenen Vlies, der als höchster Narrenorden langes Engagement
versüßt. Der nur darf den Hirschen tragen, der sich jahrelang bewährt und vor Ort mit seinen Bräuchen das Narrentum hat hoch geehrt."
Ehrungen
Mit dem BDK-Orden in Gold, verliehen vom Bund Deutscher Karneval, wurden Roswitha und Reinhold Bauer von der Faschingsgesellschaft Bad Wimpfen sowie Helmut Franz und Gerd Kritter vom Obergimperner
Carnevals-Verein geehrt. Das Ehepaar Bauer gehört seit 40 Jahren der WFG an. Franz und Kritter sind seit 25 Jahren für die D'Brüggehossler aktiv. Mit dem Hirsch am goldenen Vlies wurde geehrt: Werner
Eberwein, CGH Heilbronn, Hugo Herrmann, Thomas Fuss, Gundelsheimer Karneval-Verein, Rainer Veigel und Margot Kleofas, Talheimer Carnevalverein, Heinz Kuhnert, Paul-Dieter Hellinger, Karneval-Club
Massenbachhausen, sowie Hans Schuhmacher vom HCC Haßmersheim.
Eine bunte Truppe – Die Tollitäten von 15 Karnevalsvereinen der Region trafen sich zum
Kampagnenbeginn im Haus des Handwerks. Foto: Thomas Braun
Heilbronn - „Jedes Mädchen träumt davon, einmal eine Prinzessin zu sein“, meint die Prinzessin der Carnevalgesellschaft Heilbronn (CGH). Zumindest in der fünften Jahreszeit kann dieser Traum wahr
werden.
Beim traditionellen Unterländertreffen im Haus des Handwerks begegneten sich Prinzen, Clowns und andere kuriose Figuren. CSG-Präsident Holger Göttig unterhielt die Narren mit einer Gesangseinlage.
Später hatte er sogar eine Überraschung auf Lager. Als Stadtstreicher stieg er in die Bütt, die Weinflasche immer griffbereit, und berichtete von seinem Alltag. Von viel Applaus und Schlachtrufen
begleitet schritten die Prinzenpaare und Symbolfiguren anschließend zur Pflicht. Die 15 Vereine tauschten Orden und Anstecknadeln.
Das Spitzentreffen der Narren macht dem Heilbronner Prinzen Dennis I. Spaß „nachdem ich vier Jahre Fahrer für das Prinzenpaar war, bin ich jetzt endlich selbst Prinz.“ kun
Anwesende Vereine und ihre Hoheiten:
Prinzessin Jutta I. von den klingenden Kassen mit Prinz Dennis I. von den edlen Karossen von der Carneval-Gesellschaft Heilbronn;
Prinzessin Nicole II. von Cute und Style vom Carnevalclub Massenbachhausen;
Prinz Thomas II. von Licht und Ton vom Karneval Club Kirchhausen;
Prinzessin Hilde I. die gute Fee im Zauberwald mit Prinz Markus II. ein echter Staufenstern in der Wimpfener Fasenacht von der Wimpfener Faschingsgesellschaft;
Symbolfigur Till von den Sulmtalnarren Ellhofen;
Prinzessin Nadja I. von den wilden Knirpsen mit Prinz Daniel I. von Korn und Hefe und den Symbolfiguren Weinfee Ulrike und Mostteufel Micha vom Carnevals-Club Binswanger Boschurle;
Prinzessin Antje I. von der grünen Oase mit Prinz Christian I. von Tempo und Schall und der Symbolfigur dem Wolfsstecher vom Rappenauer Carneval Verein Die Wolfsstecher;
Prinzessin Anette I. von der Luisenburg mit Prinz Wolfgang III. von der West-Coast vom Talheimer Carnevalsverein;
Prinzessin Ingrid I. von Schokolade und Wein mit Prinz Volker vom singenden Bass und der Symbolfigur Kater Biggi vom Gundelsheimer Carneval-Verein;
Prinzessin Bianca I. vom Gräbele mit Prinz Kevin I. von der Jagst und Symbolfigur Peppino vom Hardthausener Carnevalverein;
Prinzessin Inge I. vom Bayernland mit Prinz Hans I. vom Schlemmerland von den Jagstfelder Hühnerlausnarren;
Symbolfigur Gugilo von der Faschingsgesellschaft Zabergäunarren Güglingen;
Prinzessin Eva I. derer von Gemmingen mit Prinz von Schomberg-Streichenberg vom Carneval-Club Ittlinger Käfer;
Prinzessin Jasmin II. von der Farbenwelt mit Prinz Narropolo VIII. vom Narrenverein Leingarten;
Von Franziska Feinäugle
Heilbronn - Es gibt ein Kunststück, das jetzt wieder allenthalben zu bewundern ist, vorausgesetzt, man kann es überhaupt mitansehen: Gardemädchen und Tanzmariechen springen mitten aus dem Tanzen heraus in den Spagat. Ein geeigneter Ort, um dieses Kunststück aus Zuschauersicht eingehend zu studieren, war am Wochenende unter anderem die Prunksitzung der Carneval-Gesellschaft Heilbronn.
Unzählige Male war dieser fliegende Spagat zwischen 19.31 Uhr und Mitternacht auf der Bühne des Sontheimer Hofwiesenzentrums zu sehen, mal von den Mädchen der Küken- oder Junior-Garde, dann wieder von den Tanzmariechen Aline Staab, Iljana Boka oder Larissa Patti. Nicht wenigen im Publikum geht es da wie dem Heilbronner Wengerter-Vorstandsmitglied Martin Haag, der bei allem Respekt für die turnerische Leistung nach kurzem Hinsehen den Blick abwendet und treffend kommentiert: "Da meint man immer, die verreißt's."
Fleiß und Disziplin
Dass es sie eben nicht "verreißt", verdanken die Tänzerinnen fleißiger, disziplinierter Übung. Die achtjährige Chiara Zöhner zum Beispiel turnt am Samstagabend noch radschlagend und spagatmachend im
Foyer des Hofwiesenzentrums herum, als ihr Auftritt mit der Küken-Garde schon längst vorbei ist.
Region Heilbronn - 38 Karnevalisten, darunter etliche aus dem Stadt- und Landkreis Heilbronn, wurden im Neuen Schloss in Stuttgart von Kultusminister Helmut Rau mit dem Orden Hirsch am goldenen Vlies sowie weiteren Orden ausgezeichnet. Das Vlies ist die höchste Würdigung des Verbandes Württembergischer Karnevalsvereine.
Anerkennung
Mit dem seit 1963 verliehenen Orden werden besondere Verdienste um die Karnevals- und Fasnetkultur gewürdigt. Minister Rau bezeichnete den Orden als Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement der
Karnevalisten und reimte: "Hier in Stuttgarts Neuem Schloss, will ich euch begrüßen als des Brauchtums höchster Boss. Nun zum Hirsch am goldenen Vlies, der als höchster Narrenorden langes Engagement
versüßt. Der nur darf den Hirschen tragen, der sich jahrelang bewährt und vor Ort mit seinen Bräuchen das Narrentum hat hoch geehrt."
Ehrungen
Mit dem BDK-Orden in Gold, verliehen vom Bund Deutscher Karneval, wurden Roswitha und Reinhold Bauer von der Faschingsgesellschaft Bad Wimpfen sowie Helmut Franz und Gerd Kritter vom Obergimperner
Carnevals-Verein geehrt. Das Ehepaar Bauer gehört seit 40 Jahren der WFG an. Franz und Kritter sind seit 25 Jahren für die D'Brüggehossler aktiv. Mit dem Hirsch am goldenen Vlies wurde geehrt: Werner
Eberwein, CGH Heilbronn, Hugo Herrmann, Thomas Fuss, Gundelsheimer Karneval-Verein, Rainer Veigel und Margot Kleofas, Talheimer Carnevalverein, Heinz Kuhnert, Paul-Dieter Hellinger, Karneval-Club
Massenbachhausen, sowie Hans Schuhmacher vom HCC Haßmersheim.
Ob ihr der Spagat nicht weh tut? Chiara schüttelt den Kopf und hüpft anstelle einer Antwort gleich in den nächsten Spagat hinein. Einmal in der Woche hat sie in der Sporthalle der Ludwig-Pfau-Schule Training, zusätzlich übt sie jeden Tag, ob zuhause oder im Hort. "Ich kann auch nicht zugucken", bekennt ihre Mutter Angelika Zöhner. "Wenn sie den Spagat daheim übt, muss ich immer aus dem Zimmer."
Was Garde-Tänzerinnen sonst noch so für Tricks auf Lager haben, verrät Christina Triantafillou nach dem Abba-Auftritt ihrer Gruppe hinter den Kulissen. Der Abend der Prunksitzung ist ihr 17. Geburtstag, und bei der CGH tanzt sie schon, seit sie fünf Jahre alt ist. Aufmerksame Zeitungsleser kennen ihren Namen vielleicht, weil sie dieses Jahr bei der Käthchen-Wahl kandidiert. Aber zurück zum Thema Tanzen.
Wozu dienen die Klettverschluss-Gewichte, die in der Umkleide auf dem Boden liegen? "Die machen wir vor dem Auftritt für zehn, fünfzehn Minuten um unsere Fußgelenke", erklärt Christina Triantafillou. "Wenn man dann nachher die Füße hebt, fällt es einem leichter." Denn eine Garde-Tänzerin muss ihre Füße bekanntlich sehr weit heben.
Unterdessen amüsieren sich draußen in der Halle die Faschingsfans beim Anblick von Männerballett und bei der Gesangseinlage des CGH-Präsidenten Holger Göttig, tanzen im Stehen oder sogar auf ihren Stühlen zu den Klängen des Seeräuber-Fanfarencorps Böckingen und der VIP-Guggen-Band Stuttgart, lauschen den Büttenreden von Holger Göttig, Willi Keicher und Hörby Stewart und freuen sich am Finale der Band "Sunshine Fun".
Unendlich lang ausschlafen werden die meisten von ihnen am nächsten Morgen nicht: Am Sonntag steht bereits der nächste Termin im närrischen Kalender (siehe Hintergrund), der Umzug in Ellhofen.
...auch im farbenfrohen Karnevalskostüm eine gute Figur.Fotos: Guido Sawatzki
Heilbronn - Die Karnevalsumzüge in Gundelsheim waren der Ausgangspunkt. Schon als kleiner Junge hat Pascal Ander dem närrischen Treiben begeistert vom Straßenrand aus zugeschaut. "Ich wollte da auch unbedingt mal mitmachen und auch Süßigkeiten in die Menge werfen", sagt der heute 15-Jährige. Zusammen mit seiner Partnerin Anna Bindereif bestreitet er in diesem Jahr seine vierte Saison als Juniorentanzpaar der Carneval Gesellschaft Heilbronn (CGH). Pascal Ander ist der einzige Junge unter insgesamt 48 Mädchen in den Heilbronner Garden.
Das ist inzwischen für ihn zur Gewohnheit geworden. Als er mit neun Jahren zum ersten Mal ein Training der CGH besuchte, hat er sich nicht in die Halle getraut, "weil da nur Mädchen waren". Pascals Mutter Iris Ander, die heute bei jedem Training und Auftritt dabei ist, hat ihm damals gesagt: "Wir setzen uns nur an den Rand und schauen zu. Wenn es dir nicht gefällt, brauchst du nicht mitzumachen." Doch Pascal Ander konnte gar nicht still sitzen und nur zuschauen. Gleich begann er sich mit der Musik zu bewegen und auf einmal war er mitten im Geschehen.
Vorurteile überwunden "Das Tanzen ist allein von ihm gekommen, ich habe ihn nie dazu gedrängt", sagt Iris Ander. Doch lange Zeit hatte Pascal mit Vorurteilen vor allem von Seiten seiner männlichen Mitschüler an der Fritz-Ulrich-Schule zu kämpfen: "Die haben immer gesagt, wer tanzen geht, ist schwul." Doch da hatte seine Mutter einen genialen Einfall. Sie filmte ein Training ihres Sohnes und gab es an seinen Klassenlehrer, der die Aufzeichnung im Unterricht zeigte. Als die Mitschüler sahen, wie aufwendig und schwierig das Tanzen ist, hörten die Provokationen auf. Heute sind sie in der Schule stolz auf ihren Vorzeigetänzer, Berichte über ihn werden sogar im Klassenzimmer aufgehängt.
Seit 2007 tanzt Pascal Ander zusammen mit der ebenfalls 15-jährigen Anna Bindereif. An ihr erstes Training als Juniorentanzpaar können sich die beiden kaum noch erinnern, außer, dass sie von Anfang an gut harmonierten. "Bei neuen Hebefiguren habe ich manchmal ein bisschen Angst, aber ansonsten habe ich volles Vertrauen zu Pascal, dass er mich nicht fallen lässt", sagt Anna Bindereif. Gleich zehn der schwierigen Hebefiguren zeigt das Tanzpaar in seiner Choreografie. Zwar wiegt Anna gerade mal 38 Kilo, aber der 45 Kilo schwere Pascal wirbelt trotzdem beinahe sein eigenes Körpergewicht durch die Luft.
Obwohl sich die beiden Jungtänzer nun schon seit Jahren kennen, sind sie privat nicht befreundet. "Wir treffen uns immer nur zum Training und den Auftritten", sagt Pascal. Vor denen sind sie auch nach drei Saisons immer noch nervös. "Ich habe schon manchmal Schiss auf die Bühne zu gehen", gibt Pascal zu. Missgeschicke sind ihnen bisher aber nicht passiert, nur einmal sei die Musik ausgefallen. "Und das Gefühl hinterher, der Applaus, das ist schon cool", findet Anna.
Ausbildung geht vor Nach dem Aschermittwoch wird es damit aber dann endgültig vorbei sein. Das Juniorentanzpaar Ander/Bindereif wird es 2011 nicht mehr geben. "Bei mir stehen jetzt die Abschlussprüfungen an und dann beginnt meine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker. Da habe ich einfach keine Zeit mehr, so viel zu trainieren", sagt Pascal. Der CGH wird er aber treu bleiben, denn das Tanzen liegt ihm nun mal im Blut.
Von Kathrin Baumann
Heilbronn - Im Treppenhaus des evangelischen Kilianskindergartens in der Heilbronner Olgastraße herrscht Hochbetrieb. Es wimmelt vor aufgeregten Gardemädchen in blau-rot-weißen Uniformen und fleißigen Helfern, die Musikanlage und Körbe mit Süßigkeiten tragen.
Die Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH) macht während ihrer sozialen Woche Station im Kilianskindergarten. Ihre Mission: Die Kleinsten erfreuen und für das lustige Treiben zu Karneval begeistern.
Staunen Hinter Präsident Holger Göttig marschiert die ganze Truppe in den Saal, wo sie von kleinen Clowns, Feuerwehrmännern und Marienkäfern schon sehnsüchtig erwartet wird. "Hier seht ihr eine echte Prinzessin", verkündet Holger Göttig den Kindergartenkindern. Prinzessin Jutta I. von den klingenden Kassen erntet prompt staunende Blicke.
Auch ihr Prinz, Dennis I. von den edlen Karossen, lässt es sich nicht nehmen, an der diesjährigen Tour teilzunehmen, die die Heilbronner Jecken seit gut 35 Jahren in die Kindergärten und Seniorenheime der Stadt führt, um dort ein bisschen Freude zu verbreiten. Bis Samstag absolviert die nimmermüde Gruppe über 20 Termine.
Hoch das Bein Los geht es mit der Kükengarde. Mit Trainerin Sabine Mezger haben die Mädchen einen flotten Marschtanz einstudiert. In knallroten Schuhen tanzen sie fröhlich drauflos, ihre klackenden Absätze geben den Takt vor. Die rund 50 Eltern klatschen begeistert, ihre Kinder sind noch etwas schüchtern.
Das ändert sich beim nächsten Lied, das die Kleinsten mit Hüpfen und Klatschen begleiten. Zum Abschied gibt es Süßigkeiten für die Kinder und Orden für die Erzieherinnen. "Ich finde es super, dass die CGH kommt. Die Kinder freuen sich darauf und ihr Interesse am Karneval wird geweckt", bedankt sich Erzieherin Ilse Fay.
Die bunte Truppe macht sich derweil schon auf den Weg zum Bus. Den haben sie für die vier Tage gemietet - den Busfahrer gibt's gratis: "Ich mache das seit fünf Jahren und nehme mir extra dafür frei", berichtet Peter Schmitt. "Das Programm ist wirklich toll und begeisternd."
Batschweiber Weiter geht es zum Seniorenheim Pro Seniore Neckarpark. Der Auftritt ist etwas ruhiger - mit Gesang und Gitarrenspiel von Holger Göttig und mit den Batschweibern Elisabeth Gehrig und Ilse Hötzer. Rund 100 Bewohner freuen sich an den Späßen der beiden Damen, die sich in breitem Schwäbisch über ihren Familientratsch austauschen.
"Die Leute kennen das von früher. Auch wenn sie dement sind, das macht ihnen Spaß", sagt Betreuerin Simone Hieronymus über den Besuch. Die Mission der CGH ist auch bei dieser Station geglückt.
Von Kathrin Baumann
Heilbronn - Als hätte er es geahnt. Der Himmel über dem Heilbronner Marktplatz zeigt pünktlich um 11.11 Uhr ein paar blaue Lücken. An drei Luftballons in den Vereinsfarben Weiß, Rot und Blau steigt
der Gigger in die Luft. Die Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH) verabschiedet am Aschermittwoch ihr Wappentier und läutet damit das Ende der fünften Jahreszeit ein.
Mit einer Grußkarte vom Prinzenpaar Dennis I. von den edlen Karossen und Jutta I. von den klingenden Kassen versehen, geht der Styroporhahn auf luftige Reise. "Wer ihn findet und sich meldet, bekommt zwei Karten für unsere Prunksitzung nächstes Jahr", kündigt CGH-Urgestein Berni Behrendahls an.
Trost
Heilbronns Erste Bürgermeisterin Margarete Krug lobt die Ex-Tollitäten Dennis und Jutta für ihre Kondition im Veranstaltungsmarathon der vergangenen Wochen und spricht den etwas wehmütigen Karnevalisten Trost zu: "Wir brauchen viel Mut, um die nächsten Monate zu überstehen", sagt Krug − und meint nicht nur die narrenfreie Zeit, sondern auch die anstehenden politischen Projekte Heilbronns, etwa den Ausbau der Stadtbahn.
Getreu ihrem Motto der diesjährigen Kampagne "Närrisch sein und kein Verdruss in Heilbronn an unser"m Fluss" lassen die Karnevalisten um Präsident Holger Göttig den Kopf nicht lange hängen. Mit dem Rathausschlüssel geht auch die Verantwortung zurück an das Rathaus und die Vereinsaktiven erinnern sich dankbar an ihre zahlreichen Veranstaltungen.
"Wir waren eine starke Mannschaft", resümiert Göttig und hebt besonders die soziale Woche hervor, die Prinzenpaar, Vorstand und Garden auch in diesem Jahr in Kindergärten und Seniorenheime führte. Das Prinzenpaar beendet seine Amtszeit "mit einer Träne im Knopfloch" und verabschiedet sich das letzte Mal im Amt mit einem dreifach kräftigen "Trolli Helau".
Panne
In Erinnerung geblieben ist den Narren ein Missgeschick. "Beim Umzug in Bad Wimpfen ist an unserem Wagen ein Reifen geplatzt. Wir konnten nicht weiterfahren und hatten jede Menge
Süßigkeiten übrig, die wir nicht unter die Leute gebracht haben", erinnert sich Berni Behrendahls schmunzelnd.
Am Tisch des CGH-Männerballetts sorgt der Gedanke an die vielen Auftritte für ein Lächeln. "Bei den Umzügen die Leute motivieren, das macht einfach einen Riesenspaß", berichtet Uwe Bindereif. Gardetänzerin Johanna Hacker denkt gerne an den Kinderfasching und an das neue Kostüm ihrer Juniorengarde. "Es ist schwarz mit einem weißen Röckchen", erzählt sie − voller Vorfreude auf die neue Saison.
Von Gertrud Schubert
Heilbronn - "Ehrlich gesagt: Ich wollte das Amt nicht machen." Und das sagt er jetzt, ein Jahr nach seiner Wahl? Ist der Präsident der Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH) denn närrisch? Überhaupt nicht. Mit dem Geständnis verknüpfte Holger Göttig großes Lob für den umtriebigen Verein: "Es hat Spaß gemacht."
In der Hauptversammlung zog der Chef der 212 Heilbronner Karnevalisten Bilanz einer turbulenten Saison, die für ihn nicht erst mit dem elften Elften begonnen hat. Das Narrentreffen auf dem Unterländer Volksfest eröffnete Göttigs Präsidialzeit. Fortan jagten sich Termine. Er schaute im September bei der Wochenendfreizeit der Gardetänzer vorbei und registrierte gute Stimmung "bei Training und allem drum und dran". Der CGH-Präsident beobachtete: "Der Zusammenhalt ist genau so, wie ich mir das vorstelle." Beste Voraussetzung also für ein tolles Programm bei Ordensball und Prunksitzungen.
Volksfest Stuttgart, Narrenausflug, Giggereinholung am elften Elften, dann ein "rundum gelungener Ordensball" in Sontheim, "sehr viele Vereine waren da". Wer viele Besuche macht, wird auch viel besucht − die närrische Regel haben die Heilbronner während der ganzen fünften Jahreszeit beherzigt. "Die machen unsere Kasse voll." Holger Göttig verriet kein Geheimnis, wenn er beschrieb, wie im Karneval stets "eine Hand die andere wäscht".
Sonst wäre das große Bühnenprogramm gar nicht zu stemmen. Schatzmeisterin Karin Knoll bekam dankbaren Beifall für ihre solide Arbeit. In Sontheim, so musste sie der Versammlung klarmachen, fährt der Verein, egal ob Prunksitzung oder Ordensball, ein Defizit ein. Vielleicht hilft eine Verbesserung des Programms? Göttig will eine Gesanggruppe gründen.
Ganz anders in Neckargartach. "Da ist einfach mehr los. Die Stimmung war super", bilanzierte Göttig. Klare Sache, dass sich die CGH dort auch am Umzug beteiligte − sogar zu Fuß, die Narren verließen ihr "Schiff", als es nicht durch die enge Straße passte.
Erst mit der Schnapszahl feiert ein Narr Jubiläum. So ist Berni Behrendahls, seit 25 Jahren Motor des Kinderfaschings, jetzt 33 Jahre in der CGH. 22 Jahre sind es bei Dieter Harfensteller, elf Jahre bei Olga Boka und bei Holger Gall.