Presseberichte Kampagne 2008/2009

Endlich wieder Fasching

Von Melanie Kräuter


„Das Narrenschiff auf neuem Kurs“ ist der Leitfaden für die Kampagne der Carneval-Gesellschaft Heilbronn. Der Gigger verkündete das Motto. Foto: Dittmar Dirks

Heilbronn - Das ganze Jahr haben sie darauf gewartet, dass der Kalender endlich den 11.11. anzeigt und der Zeiger der Uhr auf 11.11 Uhr springt. Denn nach Aschermittwoch ist vor dem 11. November, dem Beginn der fünften Jahreszeit.

Dann ist es endlich soweit. Der Gigger, das Wahrzeichen der Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH) kommt in einem Motorboot. Zwar nicht zu Wasser, aber auf einem Anhänger. „Das Narrenschiff auf neuem Kurs“, verkündet der Gigger, gesprochen vom CGH-Präsident Thomas Lust, das Kampagnen-Motto. Der achtköpfige Ordensausschuss hat im Sommer diesen Leitfaden ausgetüftelt - Anspielung auf den neuen Vorstand inklusive. Denn der alte Vorstand hat ein Jahr vor Ablauf der Amtszeit seinen Rücktritt erklärt. Jetzt gibt es einen neuen Präsidenten, Vize-Präsidenten, Sitzungspräsidenten, Schatzmeister und eine neue Geschäftsstelle. „Es ist vieles neu, aber wir halten uns an die karnevalistische Tradition“, verspricht Lust.

Ordensabend

Das traditionelle Weißwurstessen gibt es jedenfalls auch unter dem neuen Präsidenten. Vor 45 Jahren hat es Prinz Hans-Georg I. von der Insel eingeführt. Damals, als es am 11.11. im Insel-Hotel nur sogenannte Herrenvormittage gab, bei denen „Frauen nicht eingeladen, aber geduldet wurden“, wie sich Pressesprecher Berni Behrendahls erinnert: „Sie mussten dann halt ein paar derbe Witze ertragen.“

Abgesandte von 15 Vereinen aus Stadt- und Landkreis sind zum CGH-Auftakt der fünften Jahreszeit in den Ratskeller gekommen. Bis die Prunksitzungen im Januar losgehen, besuchen sich die Vereine bei Ordensabenden gegenseitig. Die Garde übt schon seit einem halben Jahr ihre Tänze. Bis zu 150 CGH-Aktive arbeiten an der Kampagne mit. Die Inthronisierung des Prinzenpaares der CGH wird am 22. November gefeiert. Wer es ist, wird noch nicht verraten. „Es sind Vereinsinterne“, sagt Thomas Lust. Einige Vereinsmitglieder haben sich für den 11.11. extra frei genommen. Thomas Koller von den Wobachspatzen Bietigheim-Bissingen hatte am Montag Nachtschicht. „Ich hab' nur drei Stunden geschlafen.“ Aber an Fasching brauche man sowieso nicht so viel Schlaf, ergänzt seine Elferratskollegin Ilke Hillius. Nachdem die Kampagne beim letzten Mal so kurz war, ist es für Heinz Kunert vom Carneval Club Massenbachhausen „ein freudiges Erlebnis, dass wir diesmal so lange feiern.“

Seit fünf Jahren ein Liebespaar, jetzt auch ein Prinzenpaar

Von Melanie Kräuter


„So eine Kampagne ist wie ein Marathonlauf.“

Oliver Schaust

Heilbronn - Früh übt sich, wer Prinz werden will. 17 Kampagnen hat er im zarten Alter von 22 Jahren schon hinter sich, und dieses Jahr klappt es endlich mit dem Prinzendasein. Prinz Andreas II. vom fahrenden Löwen wird gemeinsam mit Ihrer Lieblichkeit Julia II. von der tanzenden Kinderwelt in der Kampagne 2008/2009 das Prinzenpaar der Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH) sein.

„Ich habe gehört, dass die Findung problemlos vonstatten ging“, sagte Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach bei der Begrüßung des Paares im Rathaus.Tatsächlich war es nicht schwer das Paar zu finden. „Das wollte ich schon immer mal machen“, erzählte Prinz Andreas. Und Thomas Lust, Präsident der CGH, ergänzte: „Sie haben schon in der Schublade gewartet. Wir mussten sie nur noch aktivieren.“ Schließlich sind die beiden seit einigen Jahren im Verein aktiv. Sie konnten aber bis jetzt inkognito bleiben. Auch beim Kampagnen-Beginn am 11. November mischte sich das Paar unter das Narrenvolk. „Da sie zum Verein gehören, hatten wir keine Probleme, sie zu verstecken“, sagte Lust. Schon seit April stand das Prinzenpaar fest. „Ich war froh, dass wir das Paar so früh gefunden haben“, gab der Präsident zu. „Das hält den Rücken frei für die restliche Arbeit.“

Durch Andreas kam seine 20-jährige Freundin zur Carneval-Gesellschaft und ist seitdem mindestens genauso aktiv. Sie tanzt in der Prinzengarde und trainiert unter anderem eines der Tanzmariechen und die Kükengarde. Andreas tanzt im Männerballett und sitzt im Elferrat. Normalerweise. Während dieser Kampagne muss das aber ausfallen. Prinzenpaar zu sein bringt eben Pflichten, aber natürlich auch einige Privilegien mit sich. „Andreas darf noch vor den Präsidenten die ganzen hübschen Mädchen küssen“, sagte Vize-Präsident Oliver Schaust neidisch. Eifersucht wird aber kein Problem sein, auch wenn die beiden im echten Leben seit fünf Jahren ein Paar sind. „Ich darf ja dann die ganzen hübschen Männer küssen“, antwortete Ihre Lieblichkeit verschmitzt.

Eine super Zeit

Im normalen Leben kommt das Paar aus Lehrensteinsfeld. Julia arbeitet als Erzieherin, Andreas als Kfz-Mechaniker. 120 bis 140 Termine kommen auf die beiden während der Kampagne zu. Allein 25 befreundete Vereine wollen besucht werden. Wenig Schlaf gehört in dieser Zeit Alltag. Vizepräsident Schaust, der in der Kampagne 2003/2004 selbst Prinz war, mahnte zur Disziplin: „So eine Kampagne ist wie ein Marathonlauf, da sollte man nur wenig Alkohol trinken.“ Die Strapazen nehmen die beiden gerne auf sich. „Fasching ist eine super Zeit“, sagte der Prinz.

Ein Prinzenpaar für die tollen Tage

Von Stefanie Pfäffle | Artikel vom 19.11.2008

 

Sie waren das bestgehütetste Geheimnis des Heilbronner Faschings. Als erster Bürger der Stadt durfte sie natürlich Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach auch als erstes kennen lernen: das neue Prinzenpaar der Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH). Julia Schreiber und Andreas Knoll alias Ihre Lieblichkeit Julia II von der tanzenden Kinderwelt und Ihre Tollität Andreas II vom fahrenden Löwen stehen der diesjährigen Kampagne vor.

„Ich hab gehört, die Findung war in diesem Jahr problemlos, das ist ja nicht immer so“, sagte der OB beim Empfang im Rathaus mit dem neuen Präsidium. Und richtig: „Die lagen bei uns in der Schublade und mussten nur noch aktiviert werden“, formulierte es Präsident Thomas Lust. In anderen Kampagnen wurde noch bis kurz vor Beginn gesucht. Die beiden Lehrensteinsfelder sind Aktive aus den eigenen Reihen, für den 22-jährigen Knoll ist es die 17. Kampagne. „Ich wollte das immer schon mal machen, deswegen haben wir natürlich nicht nein gesagt.“ Seine Freundin Julia kam durch ihn zum Verein und auch sie freut sich auf die Saison. 120 bis 140 Termine erwarten die beiden bis zum Aschermittwoch, der erste Höhepunkt ist die Inthronisierung am kommenden Samstag im Sontheimer Hofwiesenzentrum. Ab 19.01 Uhr lädt das Prinzenpaar zum Sektempfang und Ordensabend.

Neue Kapitäne auf dem Narrenschiff

Von Ulrike Bauer-Dörr


„Für unseren neuen Vorstand waren die vergangenen Monate ein Sprung ins kalte Wasser.“

Berni Behrendals

Heilbronn - Schlingert das Narrenschiff? Können die beiden neuen Kapitäne ihre fast 400-köpfige Mitgliedermannschaft auf einen neuen gemeinsamen Kurs einschwören? Thomas Lust und Oliver Schaust gelang das Kunststück. Nur wenige Monate nach ihrer Wahl an die Spitze der Heilbronner Carneval Gesellschaft Heilbronn (CGH) zeigten der junge Präsident und sein Vize eindrucksvoll, dass sie das Steuerrad fest im Griff haben.

Beim Ordensabend am Samstag Abend im Sontheimer Hofwiesenzentrum lotsten sie das närrische Volk sicher durch die brausenden Wogen. Und sie gaben Gas, als absehbar war, dass die vielen Ordensverleihungen auf der Bühne sonst kaum bis Mitternacht zu erledigen gewesen wären. Am Totensonntag sind Lustbarkeiten wie Faschingsveranstaltungen nämlich gesetzlich verboten.

Kilgus-Nachfolger

Den neuen Orden der CGH schmücken der Gigger und ein großes Schiff. „Das Narrenschiff auf neuem Kurs“ steht darunter geschrieben - Anspielung auf die zwei neuen Kapitäne, Präsident Thomas Lust und Oliver Schaust als Vize und Sitzungspräsident. Beide übernahmen die Verantwortung, als Roswitha und Bernhard Kilgus nach elf Jahren im Sommer vorzeitig ihre Ämter als Präsident, Beisitzerin, Sitzungspräsidentin und Geschäftsstellenleiterin niederlegten. Zu viel Zeit und Nerven hatte ihnen das Ehrenamt geraubt.

Was für Arbeit hinter einem fünfstündigen Ordensabend mit 320 Gästen, darunter Delegationen von 28 Gastgesellschaften steckt, kann man nur erahnen. Ohne Durchhänger, ohne größere Pannen, holten Schaust und Lust Auftretende und zu Ehrende auf die Bühne. Auch die große Tombola, Geldbringer für die Vereinsfinanzen, war wieder reich bestückt.

Den größten Programmteil steuerten die Garden bei: Küken- und Juniorengarde, Prinzengarde und die Solistinnen Larissa Patti (15), Iliana Boka (11) und Aline Staab (10) sowie Pascal Ander und Anna Bindereif (beide 14) zeigten, was sie bei ihren Trainerinnen Marliese Weinhöpl, Sabine Mezger und Julia Schreiber in den vergangenen Monaten gelernt hatten. Das neue Prinzenpaar Julia II von der tanzenden Kinderwelt und Prinz Andreas II vom fahrenden Löwen kamen mit dem Ordenumhängen und Küsschenverteilen kaum noch nach.

Zwei Büttenredner gab es auch: die zehnjährige Jenny Forster vom Carneval Verein Talheim beschrieb - auswendig und ohne Spickzettel - was ihr Papa als Heimwerker für Unheil anrichtet. Hörby Blumberg (CGH) nahm das Publikum auf eine Schiffsreise mit.

Die nächsten Termine der CGH: Samstag, 7. Februar, 19.30 Uhr: Prunksitzung im Sontheimer Hofwiesenzentrum. Samstag, 14. Februar, 20 Uhr: Prunksitzung in der Neckargartacher Neckarhalle. Dienstag, 24. Februar, 14 Uhr in der Harmonie: Kinderfasching.

Kein Narrenumzug in Heilbronn in diesem Jahr


Heilbronn - Eigentlich hätte Heilbronn in diesem Jahr am 21. Februar wieder einen närrischen Umzug erleben sollen. Doch aus finanziellen Gründen wird das Straßenspektakel nun nicht stattfinden. Mit dem Wegfall des bisherigen Hauptsponsors Palmbräu begründet die Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH)  diesen drastischen Schritt. "Wir hätten uns finanziell absolut übernommen", sagte CGH-Vizepräsident Oliver Schaust auf Anfrage der Heilbronner Stimme.

In der Vorweihnachtszeit sei die Entscheidung gefallen, nachdem auch die Stadt Heilbronn eine beantragte Ausfallbürgschaft für den Narrenumzug abgelehnt habe. Mindestens 10.000 Euro nannte Schaust an anfallenden Kosten für den Umzug. Man müsse erst wieder neue Sponsoren aufbauen. Im nächsten oder übernächsten Jahr solle es dann wieder einen Narrenumzug in Heilbronn geben. "Das Bestreben ist auf jeden Fall da."

Enttäuschung

Enttäuscht zeigt sich der ehemalige CGH-Präsident Bernhard Kilgus, der den Narrenumzug nach 21 Jahren Pause in Heilbronn wieder zu neuem Leben erweckt hatte. "Das ist schade für Heilbronn, weil sich der Umzug etabliert hat." Es sei alles vorbereitet gewesen. Alle Teilnehmer des letzten Umzugs im Jahr 2007 seien angeschrieben und auf den Termin hingewiesen worden. Sogar einen Umzugs-Ordner, wie man zu welcher Zeit etwas im Vorfeld tun müsse, habe die alte Präsidiumsspitze hinterlassen. Bei den zwei Heilbronner Narrenumzügen der Neuzeit in den Jahren 2005 und 2007 hatten 20.000 und 25.000 Zuschauer die Straßen gesäumt.

Narren kennen keine Winterdepression

Von Ulrike Bauer-Dörr


Närrische Prominenz unter sich: Die Prinzenpaare der hiesigen Karnevalsvereine und deren Symbolfiguren freuen sich auf die kommenden Wochen.Foto: Dittmar Dirks

Heilbronn - So ein Tag, so wunderschön wie heute...“ Aus voller Kehle stimmen die Karnevalisten ein, haken sich ein und schunkeln leidenschaftlich mit.

So was sieht der Meistersaal im Haus des Handwerks nicht alle Tage. Da sitzen lauter Prinzen und Prinzessinnen, ordensbehängte, uniformierte Herren mit Pfauenfeder-Kappen und allerlei abenteuerlich geschminkte und verkleidete Gestalten. Alle freuen sich ihres viel zu kurzen Narrenlebens, denn in viereinhalb Wochen ist alles wieder vorbei. Zum 45. Mal hat die Carneval Gesellschaft Heilbronn die Aktiven von 16 Karneval-Gesellschaften und Faschingsvereinen aus Stadt und Kreis Heilbronn zum lockeren Erfahrungsaustausch geladen.

Während das Kirchhausener KCK-Prinzenpaar Walter I von Bike zu Trike und Lilo I vom Tal der Zaber an diesem Abend gerade mit 40 Grad Fieber das Bett hütet, genießen Lorette I vom flotten Zeichenbrett („Ich bin gelernte technische Zeichnerin“) und Jens I vom Flinken Blinker („Weil ich oft zu schnell fahre“) die närrische Gemeinschaft aus vollen Zügen. „Wir sind von Haus aus lustig und auch ein bisschen verrückt“, gesteht das engagierte Ehepaar.

Neue Leute kennenlernen, alte Bekannte treffen, feiern, Spaß haben. Das gefällt der gut gelaunten Tischrunde der Leingartener Narren-Delegation am Fasching. „Süchtig macht diese Zeit.“ Bis zu 50 Termine absolvieren sie bis zum Aschermittwoch. „Winterdepressionen kennt ein Karnevalist nicht“, weiß Anja Bechtel.

Hoheiten Angetroffen beim Prinzenpaartreffen wurden: Prinzessin Inna I vom silbernen Stern und Prinz Thomas II vom rhythmischen Beat (Gundelsheimer Carnevalverein), Marco I vom edlen Design und Anja I von Musik und Tanz (Carnevalclub Massenbachhausen), Evelin I von den Blue Moons (Narrenverein Leingarten), Lorette I vom flotten Zeichenbrett und Jens I vom flinken Blinker (Jagstfelder Hühnerlaus-Narren), Anne I vom Sonnenhof (Ittlinger Käfer), Philipp und Marina (Wolfsstecher Bad Rappenau), Andreas II vom fahrenden Löwen und Julia II von der tanzenden Kinderwelt (CGH Heilbronn), Arnulf I aus dem Hause der Gelehrten und Christine I von den goldenen Talern (Binswanger Boschurle), Olaf I von den edlen Ringen und Claudia I von den Seeräubern (Carnevalsverein Talheim), Marco I vom lodernden Feuer und Anja I von der goldenen Stunde (Carnevalverein Hardthausen), außerdem Betine I vom weißen Gold und Stephan I von der badischen Sonne verwöhnt (Faschingsgesellschaft Bad Wimpfen).

Mitten drin die Symbolfiguren Till (Ellhofener Sulmtalnarren), Kater Biggi (Gundelsheim), Wolfsstecher (Bad Rappenau), Mostteufel und Weinfee (Binswanger Boschurle), Gugilo (Zabergäunarren Güglingen) und der Huddladla (Carnevalsgesellschaft Kirchardt).

Narrenumzug: CGH muss neue Strecke finden

Von Carsten Friese


Zwangspause: Heilbronns Faschingsumzug fällt 2009 aus.Foto: Archiv/Kugler

Heilbronn - Nicht nur der Rückzug von Sponsoren, auch Probleme mit der Streckenführung haben die neue Spitze der Heilbronner Narren zur Absage des Umzugs bewogen. Weil an Faschingssamstag auch der Pferdemarkt in Heilbronn stattfindet, habe die Stadt gebeten, den karnevalistischen Tross nicht auf der Allee aufzulösen, teilte Thomas Lust mit, der Präsident der Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH).

Man habe mit der Stadt einen möglichen neuen Streckenverlauf für das närrische Spektakel diskutiert. Alle Vorschläge „waren aus unserer Sicht nicht optimal“, weil entweder Straßen zu eng oder Hindernisse wie Laternen, Spielgeräte oder Stromkästen im Weg gewesen seien. „Ich möchte nicht etwas auf die Beine stellen, das schief geht“, sagte Lust am Freitag. Um das Ganze auf die Schnelle zu organisieren, dazu fehle ihm die Erfahrung.

Bekenntnis Auch Lust bekennt sich klar zum Narrenumzug in Heilbronn: Er soll „auf jeden Fall wieder stattfinden“, im nächsten oder übernächsten Jahr. Da die Stadt insgesamt darauf drängt, die Allee beim Stelldichein der Narren möglichst nicht zu überqueren, nennt der neue CGH-Chef zwei elementare Punkte für die neue Planung: Eine „vernünftige Strecke“ müsse gefunden und ein neues Gerüst an Sponsoren aufgebaut werden.

Verwundert CGH-Vize Oliver Schaust hatte am Donnerstag wie berichtet den Rückzug von Palmbräu als einer der Hauptsponsoren als wichtigen Grund für die Absage des Narrenumzugs angegeben. „Für den Umzug haben wir höchstens 500 Euro gezahlt“, wunderte sich Michael Lehner, der Gebietsleiter der Palmbräu Eppingen GmbH. „Das war keine Riesensumme“, sagte er am Freitag. Lehner erklärt den Rückzug als Sponsor mit der derzeit schwierigen finanziellen Situation der Firma. „Da sind wir gezwungen, zu sparen.“

Immerhin: Der zweite größere Sponsor der Heilbronner Narren, die Weingärtnergenossenschaft Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg, ist nach Angaben von Thomas Lust weiterhin als Partner mit im Boot.

Wo die Prinzessin auch den Vampir tanzt

Von Manfred Stockburger


Die Gardetänzerinnen sind das Herzstück der Carneval-Gesellschaft. Ihre Einlagen haben das viereinhalbstündige Programm getragen.Foto: Guido Sawatzki

Heilbronn - Nein, so leicht lassen sich Sitzungspräsident Oliver Schaust und die Aktiven der Carneval-Gesellschaft Heilbronn (CGH) nicht aus der Fassung bringen. Dass die Hofwiesenhalle in Sontheim bei der Prunksitzung am Samstagabend nur zur Hälfte gefüllt ist - Heilbronn ist eben keine Faschingshochburg. Tä-täää. Und als der singende Prinz aus Stuttgart fehlt, als er schon auf der Bühne stehen sollte? Da muss die Kapelle eben eine spontane Tanzrunde einlegen. Trolli helau.

Die Lacher hat Frau Schläpperle alias Willi Keicher von den Boschurle als geübter Büttenredner mit seinen deftigen Zoten schnell auf seiner Seite. Auch Lars und Maluk von der Tanzschule Weinmann ziehen die Aufmerksamkeit des Publikum mit ihrem lautstark auf Heilbronn zugeschnittenen Hannes-und-der-Bürgermeister-Sketch auf sich: „Saget Se Ommm, des beruhigt!“

Das Herzstück der CGH aber sind die Garden: 60 aktive Tänzer bringt der Verein zwischen 19.31 Uhr und Mitternacht auf die Bühne - viele davon mehrfach. Allen voran CGH-Prinzessin Julia und ihr Prinz Andreas, die für ihren Auftritt nicht nur ihre Garderobe wechseln - sondern auch das Make-up: Echt gruselig als Vampire gestylt, machen sie bei der starken Einlage der Showtanz-Gruppe des Vereins ganz vorne mit.

„Da hatte ich schon ein bisschen Lampenfieber“, gibt nach dem „Tanz der Vampire“ Anna Bindereif nach dem Auftritt in der Garderobe zu - sie ist noch ganz außer Atem. Schließlich war der Gruseltanz eine Premiere: Erst nach den Sommerferien hat die CGH-Showtanzgruppe das neue Projekt begonnen. Ihre anderen Auftritte des Abends, die sie mit der Juniorengarde und mit ihrem ebenfalls 14-jährigen Tanzpartner Pascal Ander aufs Parkett legt, sind dagegen Routine. Vor acht Jahren ist sie mit der Kükengarde zum ersten Mal auf der Bühne gestanden, zusammen mit Pascal tritt sie auch schon seit drei Jahren auf. „Vor jeder Saison nehmen wir immer ein paar neue Tanzschritte“, erzählt die Gymnasiastin. Nach Aschermittwoch ist eine Weile Pause, sonst trainiert sie jeden Donnerstag mit ihren Vereinsfreundinnen - und mit Pascal. „Das ist mein Sport“, sagt sie. „Da kann man nach der Schule ganz gut den Stress rauslassen.“

Auch Pascal ist am Samstagabend mehrfach gefordert: Außer seinem Paartanz mit Anna darf der Achtklässler kurz vor Mitternacht nochmal auf die Bühne - quasi als das Küken im Männerballett. Lampenfieber kennt auch er nicht: „Das dauert ein paar Wochen, dann hat man die Schritte drauf“, sagt er, während nebenan Anna und Prinzessin Julia ihre Vampirschminke abmachen und sich wieder ihre Faschingsroben anziehen.

Draußen im Saal singt derweil Prinz Peter, der den Weg aus Stuttgart in die Hofwiesenhalle dann doch noch gefunden hat. Marianne Haid-Müller („Herren, Mannsleit oder Männer, für mich sind alle große Penner“) und Guntram Hackert („Weibsleit sind nur eine Plage“) die das Programm als giftende „Püppi und Hacki“ eröffnet hatten, sitzen einträchtig beieinander, während die Bundestagsabgeordneten Josip Juratovic und Thomas Strobel zusammen mit Heilbronns Erster Bürgermeisterin Margarete Krug an der Bar die Fortsetzung der großen Koalition planen. Trolli helau.

Einmal Star sein - Berni macht's möglich

Von Ulrike Bauer-Dörr

Einmal Star sein - Berni macht's möglich
Ob ich auf die Bühne darf? Schon im Jahr 1977 lud die CGH zum Mitmach-Kinderfasching in die Heilbronner Harmonie ein. Foto: Archiv /Kugler

Heilbronn - Wenn Berni ruft, lassen sich die kleinen Faschingsnarren nicht lange bitten. Alle wollen auf die große Harmonie-Bühne, ein lustiges Spiel mitmachen, ein Lied ins Mikrofon singen, ein Geschenk als Belohnung mitnehmen. Bernhard (Berni) Behrendahls muss jedes Mal höllisch aufpassen, dass alle spielfreudigen Jungs und Mädels drankommen und die Wiederholungsdrängler drunten im tosenden Saal bleiben.

Zweite Generation Der 62-Jährige ist Kinderfaschingsminister der Carneval Gesellschaft Heilbronn (CGH). Immer am Faschingsdienstag zieht es viele hundert bunt verkleidete Kinder samt ihren Muttis, Papis, Omis und Opis in die Heilbronner Harmonie. Viele Eltern waren selber als Kind dabei und schwelgen in Erinnerungen.

Seit einem Vierteljahrhundert führt Berni Behrendahls durch den Nachmittag, tatkräftig unterstützt von seiner Frau Jutta und einer Handvoll Aktiver. Kurz nach Aschermittwoch geht er wieder auf Tour und sammelt bei Firmen bis zu vierhundert Geschenke zusammen, die er im nächsten Jahr als Belohnung fürs Mitmachen oder für eines der 50 schönsten Kostüme ausgeben wird.

Zur CGH kam der gebürtige Emsländer über seine Frau, die als junges Mädchen bei der CGH-Prinzengarde tanzte. Bei einer Prunksitzung vor über 40 Jahren lernten sich die beiden kennen: Behrendahls ist gelernter Kellner und bediente damals im Saal. 1976 trat die gemeinsame Tochter Tanja in die Kükengarde ein und Papa Berni wurde Elferrat und Tänzer im Männerballett. Wenige Jahre später übernahm er federführend den Kinderfasching und in der Folge noch ein paar andere Ehrenämter im Verein. Ob er je einen Nachfolger finden wird? Schon hält er danach Ausschau in den CGH-eigenen Reihen.

Mit Kindern ausgelassen Fasching zu feiern - da geht dem Jungrentner das Herz auf. „Kinder sind ein so dankbares Publikum, da hat sich in den letzten Jahrzehnten nichts geändert.“ Wenn er die glänzenden Kinderaugen sieht, die glücklichen Gesichter nach drei Stunden Dauerprogramm, dann ist auch er glücklich.

Rauchverbot Was sich geändert hat seit Mitte der achtziger Jahre? Vielleicht dass die Kostüme nicht mehr so kreativ sind, eher fertig gekauft, statt von Mama oder Oma selbst genäht, überlegt er spontan. Und dass in der Harmonie nicht mehr geraucht werden darf. „Ich habe früher ständig übers Mikro die Erwachsenen zu mehr Rücksicht auf die Kleinen ermahnen müssen.“ Auch werde nicht mehr so viel geballert im Saal, die Käpsele-Pistolen sind out. Immer noch sind die Kinder total begeistert vom Besuch der Faschingsprinzessin und ihres Prinzen. Die alten Spiele ziehen immer noch: Reise nach Jerusalem, Eierlauf, Sackhüpfen, oder Hula-Hoop-Reifenschwingen. Stolz ist der Faschingsminister auch darauf, dass er den CGH-Garden schon so manche begabte Nachwuchstänzerin vermittelt hat. „Das könnt ihr auch“, ruft er in den Saal: Nach Veranstaltungsende meldet sich dann meistens die eine oder andere zum Schnuppertraining.

Die nächste CGH-Kinderfaschingsparty ist am Dienstag, 24. Februar, 14 Uhr, in der Heilbronner Harmonie. Eintritt: drei Euro.


Heute geht's den Männern wieder an den Kragen

Von Gertrud Schubert


Beutestücke. Maria Marino und Karin Knoll (rechts) zeigen die CGH-Krawatten-Kollektion vom letzten Jahr.Foto: Guido Sawatzki

Heilbronn - Heut' schnippeln sie wieder, die närrischen Weiber. Sie können einfach nicht genug Zipfel zusammenkriegen. Aber was machen sie eigentlich mit ihrer Krawattenbeute? Das fragen sich die Herren der Schöpfung bestimmt auch, wenn sie sich heute, am Abend des schmotzigen Donnerstags, das andere Ende ihres bunten Bändels vom Halse knüpfen und kurz sinnieren: Wohin damit?

„Das Hinterher ist nicht so wichtig“, gesteht Gardechefin Marliese Weinhöpl von der Carneval Gesellschaft Heilbronn (CGH). Auf die Tat selbst kommt's an. Überraschen muss man, schnell die Schere zücken, kein bisschen zögern und - schnapp! Bevor einer einschnappt.

Die Allerletzte

Männer gibt's, die Schnipplerinnen von der CGH erzählen es lachend, die rennen auf und davon, wenn sie eine Schere bloß blinken sehen. Vor Zeiten, als die Männer noch aufmüpfige Krawattenmuffel waren, galt der fesche Binder am schmotzigen Donnerstag schon als provokante Verkleidung. Noch heute stellt sich manch einer stolz in Positur, präsentiert Bauch und Prachtstück, als hätte er nicht extra ganz weit hinten im Schrank gekruschtelt, um seine allerletzte Krawatte hervor zu zaubern.

So sind auch die etwa 150 Krawattenschnipsel vom Jahrgang 2008 wieder einmal alles andere als hübsch. Kleinkariert, geblümelt, getüpfelt, eintönig einfarbig, vorgestrig und altbacken und nicht selten ziemlich „schmotzig“ liegen die Beutestücke vor Maria Marino, Karin Knoll und Marliese Weinhöpl auf dem Tisch. Gäbe es einen Orden der Krawattenindustrie, die Drei hätten ihn verdient - am Bande, natürlich.

Jahrzehntelange Erfahrung in närrischem Scherenschnitt liegen hinter ihnen, hunderte Krawattenspitzen haben sie keck erobert, in ihre Jackentaschen gestopft und später achtlos im Narrendepot in einer gigantischen Pappkiste versenkt. 1000 waren es bestimmt. Bevor ein Umzug, ein ganz gewöhnlicher, gar kein närrischer, im letzten Mai den Zipfel-Bestand der CGH stark dezimierte.

Hochgeschätzt, nie gezählt

Gezählt hat die Krawatten keine. Niemals. Sie machen doch keinen Wettbewerb. Doch wirklich angeschaut haben sie die Dinger auch nie. Wem die wohl gehört hat? Eine dreckige Silberne geht von Hand zu Hand. Sie sind sich einig: „War Zeit, dass die abgeschnitten worden ist.“ Heute Abend fragen sie sich dann wieder, wieso und woher die Männer so viele hässliche Krawatten haben.

Tränen zum Abschied

Von Gertrud Schubert


Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Mit drei Ballons in den Stadtfarben flog der Karnevalsgigger der CGH auf und davon.Foto: Dittmar Dirks

Heilbronn - Ihrer Lieblichkeit Julia II. von der tanzenden Kinderwelt laufen die Tränen über die Wangen. Es war so schön. Und jetzt ist alles schon vorbei? Kaum zu glauben. Wie im Flug versausten die tollen Tage. Spätestens heute, am Tag nachdem der Heilbronner Karnevalsgigger auf und davon geflogen ist, sind alle Narren wieder brav bei der Arbeit.

Echte Prinzessin

Ab jetzt also wieder ganz bürgerlich und normal: Julia Schreiber (20) und Andreas Knoll (22) aus Lehrensteinsfeld. Das heißt, am Freitag schlüpfen die beiden nochmals in ihre Prinzengewänder, um die Huldigungen des närrischen Volks im Schweizer Glarus entgegenzunehmen. Dann leben sie von der Erinnerung an ihre königliche Amtszeit.

Was haben die Mädchen und Buben in der Kinderarche gestaunt, als ihre Erzieherin in der Faschingswoche als echte Prinzessin auftauchte. Sie hatten es ja gewusst. Beim Kindergartenfasching wollten die Mädchen alle Prinzessin sein und Julia werden. Als sie aber mit Prinz Andreas II vom fahrenden Löwen, mit Tross und Garde wirklich aufzog: Das war das Größte. Auch für das Prinzenpaar, das seine Auftritte vor allem bei den Veranstaltungen der Carnevals Gesellschaft Heilbronn aus vollen Zügen genoss.

Alles klappte wie am Schnürchen. Selbst als es am Rosenmontag in Binswangen Bindfäden regnete. Da setzte sich der Clown mit einem Regenschirm zu ihnen ins Cabriolet. So war's trotzdem schee. Dass ständig und immer irgendwelche Narren auf ihrem Kleid herumstanden, trug die Prinzessin mit Fassung, war ja schließlich Fasching. Ihrem Prinzen ist das übrigens nie passiert. Selbst beim Tanzen nicht. Sie hatten daheim geübt. Sie lupfte das Gewand vorne ein bisschen, er hinten. So wirbelten sie ohne Stolpern durch die tollen Tage.

Zufrieden mit der ganzen Tollerei sind auch die neuen CGH-Präsidenten Thomas Lust (27) und Oliver Schaust ( 41) . Es war ihre erste - wie man sagt, die anstrengendste - Kampagne. Ihre Präsidentschaft kam einem Generationswechsel gleich. Das närrische Volk hat sie beide akzeptiert. Sie werden bei den Wahlen im April wieder kandidieren. Bleibt die Frage, warum das Rathaus nicht gestürmt wurde. OB Helmut Himmelsbach schwört, dass sein Ältestenrat am schmotzigen Donnerstag keine Sitzungsvermeidungsstrategie gefahren hat. Die Krawatten haben noch ein Jahr Galgenfrist. Denn bald ist wieder - der elfte Elfte.

 

 

 

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